Wie atmet dein Pferd?

Atemwegserkrankungen beim Pferd
25. Januar 2022
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Atmung, Erkrankung, Pferd, Sole Kur

Die Atmung des Pferdes ist ein spannendes Thema, über das sich die wenigsten Pferdebesitzer Gedanken machen. Wusstest du zum Beispiel, dass die Anzahl der Atemzüge im Galopp von der Anzahl der Galopp-Sprünge abhängig ist? Oft macht man sich über die Atmung des Pferdes erst Gedanken, wenn das Pferd hustet. Atemwegserkrankungen zählen zu den am häufigsten auftretenden Krankheitsbildern unserer Pferde.

Ursache für Atemwegserkrankungen

Ursache dafür sind leider oft die Haltungsbedingungen. Staub, Schimmelsporen und Ammoniakgas in der Luft sind Gift für die Atemwege der Pferde. Bedauerlicherweise lassen sich diese oft nicht vermeiden, denn unsere Pferde fressen nun mal in der Regel ihr Leben lang trockenes Heu und pinkeln in die Einstreu in der sie auch schlafen. Möglichst saubere Ställe und so viel frische Luft wie möglich können das schlimmste verhindern. Trotzdem ist jedes Pferd gewissen Reizen ausgesetzt.

Atemfrequenz als Indikator

Enorm wichtig für die Gesundheit der Atemwege ist auch regelmäßige Bewegung. Ein Großpferd atmet in Ruhe etwa 5 Liter pro Atemzug ein. Unter Belastung kann ein Pferd bis zu 15 Liter pro Atemzug einatmen. Dadurch wird die Lunge wesentlich besser belüftet, was zur Gesunderhaltung der Atemwege beiträgt. Auch festsitzender Schleim kann so besser abtransportiert werden. Selbstverständlich muss die Belastung bei einem bereits erkrankten Pferd immer an den Gesundheitszustand angepasst werden. Trotzdem ist regelmäßige Bewegung für lungenkranke Pferde ein Muss – und wenn es nur im Schritt ist. In Ruhe haben Pferde eine Atemfrequenz von 8 bis 16. Das bedeutet, dass das Pferd 8–16-mal in einer Minute ein- und wieder ausatmet. Wie die übliche Atemfrequenz von deinem Pferd ist, kannst du ganz einfach messen, indem du die Zeit stoppst und mitzählst, wie oft sich der Brustkorb deines Pferdes in einer Minute hebt und wieder senkt. Das kann ein wenig Übung erfordern, ist aber wichtig zu wissen. Denn nur wenn du die „normale“ Atemfrequenz deines Pferdes kennst, kannst du einschätzen, ob etwas nicht stimmt. Wenn dein Pferd bspw. nach Belastung nicht innerhalb von 15–30 min zur Ruhe Atemfrequenz kommt, war die Belastung zu hoch und du solltest beim nächstem Mal weniger machen oder die Belastung langsamer steigern. Auch Stress und/oder Schmerzen können eine erhöhte Atemfrequenz verursachen. Die Atemfrequenz ist daher ein guter Indikator, um den Zustand deines Pferdes genauer einzuschätzen.

Ist die Erkrankung bereits chronisch?

Ob ein Pferd schon über einen längeren Zeitraum mit der Atmung Probleme hat, erkennt man oft schon äußerlich an der sogenannten Dampfrinne. Diese sichtbare Linie seitlich entlang des Bauches entsteht, wenn das Pferd die Bauchmuskeln nutzen muss, um Luft aus der Lunge zu pressen. Die Bauchmuskeln werden dadurch stärker und zeichnen sich als Linie am Bauch ab. Diese sogenannte Bauchatmung ist meist ein Zeichen dafür, dass die Erkrankung bereits chronisch ist.

Alternativen zu Medikamenten

Neben Medikamenten vom Tierarzt erzielt man bei Pferden mit Atemwegserkrankungen gute Erfolge mit Inhalationstherapien. Hierbei kann entweder eine Maske zur Inhalation genutzt werden oder eine Sole Kur gemacht werden. Zur Inhalation mit der Maske wird in der Regel eine 0,9%ige Salzlösung genutzt. Diese ist an den Salzgehalt in den Zellen angepasst und somit zur regelmäßigen Inhalation geeignet. Bei einer Sole Kur wird eine deutlich höhere Salzkonzentration (z.B. 5 %) eingesetzt. Zusätzlich enthält die Sole Lösung verschiedene andere Mineralien. Eine solche Kur wird in der Regel als Rauminhalation in einem geschlossenen Raum oder einem Pferdeanhänger durchgeführt. Dadurch kann das Salz auch über die Haut aufgenommen werden. Eine so hochprozentige Salzlösung sollte nicht zur Dauer-Therapie eingesetzt werden, sondern nur in Kuren von 2 Wochen oder im Härtefall bis zu 4 Wochen.

Wie sieht es bei deinem Pferd aus?

Hast du schonmal die Atemfrequenz deines Pferdes gemessen?
Stelle dich dazu am besten seitlich neben den Kopf deines Pferdes und beobachte den Brustkorb. Wie hoch ist die Atemfrequenz deines Pferdes in Ruhe?

Evelyn Nickel

Mein Name ist Evelyn Nickel. Ich bin ausgebildete und zertifizierte Tier­physio­therapeutin und habe mich auf Pferde spezialisiert.

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