Alte Hunde sind etwas ganz besonderes. In der Regel begleiten sie uns schon viele Jahre. Wir haben viel Zeit gemeinsam verbracht, Höhen und Tiefen erlebt und uns aneinander angepasst. Viele Menschen und ihre alternden Hunde sind ein eingespieltes Team und genießen diese Lebensphase. Und doch ändert sich vieles wenn es mit den Altersgebrechen los geht. Der Hund wird ruhiger, die Spaziergänge kürzer, die Abenteuer weniger. Vielleicht kommt das ein oder andere Medikament dazu. Der Hund steht nicht mehr so gut auf, hört nur noch wenn der Kühlschrank aufgeht und steht manchmal in der Gegend rum als hätte er vergessen was er tun wollte. Er verschläft den Moment wenn man nach Hause kommt und das eine oder andere Geschäft landet nicht dort wo es hin sollte.
Die meisten Geschichten von alternden Hunden klingen ähnlich. Bei manchen geht es früher los als bei anderen, aber der Wunsch von Frauchen oder Herrchen ist fast immer der gleiche: So viel Zeit wie möglich in einem möglichst gesunden Zustand mit dem Hund zu haben. Denn erst dann wird den meisten bewusst wie kurz so ein Hundeleben ist.
Obwohl dieser Wunsch so groß ist, nehmen die meisten diese Anzeichen einfach so hin -unser Hund wird alt. Und ja, es ist natürlich nicht zu verhindern dass Tiere genau wie Menschen altern und die Gebrechen mehr werden. Aber -und das ist mir sehr wichtig- Alter ist keine Krankheit! Nur weil der Hund alt ist, heißt es nicht dass man ihn nicht mehr sinnvoll unterstützen kann. Zum Beispiel gibt es viele Altersgebrechen die man nicht einfach hinnehmen muss, sondern die eine Organische Ursache haben und behandelt werden könnten. Taubheit zum Beispiel -vielleicht hat der Hund nur eine Ohrenentzündung oder dreckige Ohren? Oder Inkontinenz -vielleicht liegt das Problem bei den Nieren oder der Hund hat eine Blasenentzündung? Das gleiche gilt für den Bewegungsapparat: Ja viele Hunde bekommen im Alter Arthrose, aber die Gelenke können lange weitestgehend schmerzfrei gehalten werden, wenn man sie beweglich hält. Und leider bilden viele Hunde ein Cauda Equina Syndrom aus das sich meist in einer ausgeprägten Hinterhandschwäche bemerkbar macht. Aber wenn man nicht erst reagiert wenn der Hund nicht mehr selbstständig aufstehen kann, dann kann man das Fortschreiten der Erkrankung durch erhaltendes Muskeltraining und zum Beispiel Behandlungen mit Strom herauszögern. Das sind nur ein paar Beispiele – die Alterserscheinungen können sehr vielseitig sein. Mich würde es sehr freuen wenn mehr Menschen aufhören ihren Hunden einfach beim altern zuzuschauen und den guten alten Zeiten hinterher zu trauern und anfangen ihre Hunde in dieser Zeit so gut wie möglich zu unterstützen. Und tatsächlich kann man so ganz neue Wege finden Zeit mit seinem alten Freund sinnvoll zu gestalten.
Daher möchte ich dir hier ein paar Tipps geben, wie du die Gelenke deines Hundes beweglich halten kannst:
Baue Cavaletti Stangen nahe am Boden so hintereinander auf, dass dein Hund nacheinander über die Stangen steigen kann. Dazu wählst du den Abstand zwischen den Stangen am besten so weit, wie die vorderen Pfoten deines Hundes im Stand von den Hinteren Pfoten entfernt sind.
Viele ältere Hunde neigen dazu die Pfoten kaum noch vom Boden zu heben oder sogar am Boden zu schleifen. Das Übersteigen der Stangen hilft die Gelenke in Bewegung weiter zu beugen und schult die Körperwahrnehmung.
Da das Körpergefühl und die Körperspannung bei vielen Hunden im Alter schlechter wird, ist es ein super Training die Hunde auf unebene Untergründe zu stellen, auf denen sie sich ausbalancieren müssen. So wird die Haltungsmuskulatur gestärkt und das Körpergefühl wird besser. Dazu eignen sich zum Beispiel Luftkissen. Für größere Hunde können auch Balancepads genutzt werden. Auch Trampoline sind super als Untergrund zum trainieren geeignet. Dazu macht es Sinn mit aufs Trampolin zu gehen und den Hund zwischen die Beine zu stellen, sodass man den Hund durch Verlagerung des Körpergewichts leicht aus der Balance bringen kann und dieser sich ausgleichen muss.
Was sehr häufig unterschätzt wird ist der tägliche Spaziergang. Vor allem wenn die Runden im Alter kleiner werden reicht dieser oft nicht aus um die Muskulatur der Hunde ausreichend zu erhalten. Dazu kommt dass viele Hunde den einfachsten Weg wählen und zum Beispiel den geteerten Weg wählen, da sie hier die Beine nicht hoch nehmen müssen und keine Unebenheiten ausgleichen müssen. Das Ziel ist also die Runden nicht länger, sondern anspruchsvoller zu gestalten. Nutze doch einfach mal Wald- und Wiesen-Wege, nehm die steilste Steigung nach oben oder lass den Hund über Äste steigen. Hier ist Kreativität gefragt, denn je Abwechslungsreicher die Strecke und die Untergründe sind, desto besser für deinen Hund.
Bei der Empfehlung dieser Übungen kann ich natürlich nicht wissen wie genau sich das Krankheitsbild deines Hundes ausprägt, ich kann nur allgemeine Tipps geben. Daher setzt dich gerne mit deinem Hundephysiotherapeut in Verbindung und frag nach ob diese Übungen für deinen Hund geeignet sind.
Viel Spaß beim ausprobieren!
Foto von Jamie Street auf Unsplash
Mein Name ist Evelyn Nickel. Ich bin ausgebildete und zertifizierte Tierphysiotherapeutin und habe mich auf Pferde spezialisiert.