Die neue Huflehre
Die Hufe sind die Basis des Pferdes. Meiner Meinung nach wird Ihnen viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Form und Funktion der Hufe ist entscheidend für ein gesundes Gangbild des Pferdes. Fehlstellungen im Huf, die nicht korrigiert werden, können zu Arthrosen in den Gelenken führen.
Daher sollte immer ein Hufexperte an das Pferd gelassen werden, der nicht nur überstehendes Horn entfernt, sondern über die Funktion des Hufes Bescheid weiß und sein Bestes gibt den Huf in eine gesunde Form zu bringen. Dabei ist mir persönlich wichtig, dass man jederzeit Fragen zur Bearbeitung stellen kann. Hufbearbeiter, die bei Fragen gereizt reagieren, haben sich leider oft selbst keine Gedanken zu dem Thema gemacht.
Fehlstellungen, denen immer unbedingt Beachtung geschenkt werden, sollten sind bspw. eine lange flache und eine kurze steile Wand am Huf, ein Huf höher als der andere, ein Huf breiter als der andere, Zeheneng oder Zehenweit, zu lange Zehen, gebrochene Zehenachsen. Wenn all diese Begriffe dir nichts sagen, hast du dich vermutlich zu wenig mit dem Thema Huf auseinandergesetzt und kannst die Hufe deines Pferdes nicht gut selbst beurteilen. Das ist aber sehr wichtig, damit du rechtzeitig merkst, wenn die Hufbearbeitung in eine falsche Richtung geht und du etwas ansprechen oder dich sogar nach einem neuen Hufbearbeiter umschauen solltest. Aber: Gib einem neuen Hufbearbeiter immer ein paar Monate Zeit bevor du den nächsten suchst. Ein gesunder Huf wächst bis zu 1 cm im Monat. Das Ergebnis einiger „Bearbeitungs-Philosophien“ kann man daher erst nach einigen Monaten sehen.
Sollte dein Pferd bereits starke Fehlstellungen haben, beachte, dass diese nur sehr langsam korrigiert werden dürfen, damit alle anderen beteiligten Strukturen im Körper sich anpassen können. Einige Fehlstellungen sollten beim ausgewachsenen Pferd sogar gar nicht korrigiert werden. Einen Anhaltspunkt dafür können Röntgenbilder der unteren Gelenke bieten. Oftmals sind Huf-Fehlstellungen durch andere körperliche Probleme bedingt. Bspw. wird ein Huf flacher, wenn das Bein durch eine Schonhaltung mehr belastet wird als das andere. Oder ein Pferd steht durch muskuläre Verspannungen sehr Bodeneng, dann wird eine Hufseite länger als die andere. So kann man die Liste der Ursachen fortführen. Daher ist es immer wichtig, dass bei Auffälligkeiten an den Hufen auch immer das gesamte Pferd begutachtet und behandelt wird. Denn nur der Hufbearbeiter oder nur der Tierarzt/Therapeut allein wird das Problem nicht dauerhaft beheben können. Je größer die Probleme am Huf sind, desto kürzer sollten die Intervalle zwischen den Bearbeitungen sein. Dabei sollten die Intervalle für Barhuf Pferde höchstens 4–6 Wochen betragen, bei beschlagenen Pferden höchstens 8 Wochen. Ein beschlagenes Pferd, das auf gut bearbeiteten Hufen läuft, wird sich im schlimmsten Fall das Eisen einseitig ablaufen und dieses kann (und sollte!) durch ein neues ersetzt werden. Ein Barhuf Pferd läuft sich in dem Fall das Hufhorn selbst einseitig ab, sodass dieses unbedingt in kurzen Abständen korrigiert werden muss. Das heißt auch, dass Barhuf nicht nur das Fehlen eines Hufeisens bedeutet, sondern dass der Form und Funktion des Hufes noch genauer Beachtung geschenkt werden muss. Das sollte auch bei der Wahl des Hufbearbeiters bedacht werden. Kleinigkeiten wie ausgebrochene Wände kann man zwischen den Terminen auch selbst korrigieren, das kann man sich von seinem Hufexperten zeigen lassen. Bearbeitungsintervalle von 12 Wochen und mehr bedeuten für den Körper des Pferdes jedes Mal eine enorme Umstellung und sind daher nicht zu empfehlen. Wir erinnern uns: Die Hufe des Pferdes können ca. 1 cm im Monat wachsen. Das macht bei fehlendem Abrieb durch Hufeisen in 12 Wochen 3 cm, die dann auf ein mal wieder gekürzt werden.
Also ran an die Pferde: Schau dir heute die Hufe deines Pferdes ein mal genau an. Hat dein Pferd Fehlstellungen, die behoben werden müssen?
Mein Name ist Evelyn Nickel. Ich bin ausgebildete und zertifizierte Tierphysiotherapeutin und habe mich auf Pferde spezialisiert.
